SIMMERN. Ein leerer Magen vor einer Operation – das galt jahrzehntelang als unverzichtbar. In den Diakonie Kliniken Hunsrück hat dieses Prinzip nun ausgedient. Stattdessen sorgt ein modernes, wissenschaftlich fundiertes Nüchternheitskonzept für mehr Sicherheit und Komfort in der Zeit vor dem Eingriff.
Das neue Verfahren ersetzt die pauschale Regel „ab Mitternacht nichts mehr essen oder trinken“ durch ein individuelles Ampelsystem. Patientinnen und Patienten werden dabei nach Gesundheitszustand, Vorerkrankungen und Art des Eingriffs in drei Gruppen eingeteilt. Wer keine besonderen Risiken hat, bekommt eine grüne Karte und darf – ja, soll – bis kurz vor der Operation klare Flüssigkeiten trinken: Wasser, Tee, klare Säfte oder Kaffee mit einem Schuss Milch sind erlaubt. Für Patientinnen und Patienten mit bestimmten Einschränkungen gibt es die gelbe Karte mit individuell festgelegten Zeiten und Getränken. Nur in wenigen Fällen gilt weiterhin die rote Stufe, bei der nichts mehr aufgenommen werden darf.
Hinter der Idee steckt ein einfaches Ziel: mehr Sicherheit und weniger Belastung. Denn wer ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt, geht körperlich stabiler in die Narkose. Das Risiko, insbesondere bei älteren Menschen, für Kreislaufprobleme, Stürze oder Verwirrtheitszustände nach der Operation sinkt deutlich. Auch die Erholung verläuft oft schneller. „Unser Ziel ist es, die Zeit vor einer Operation für unsere Patientinnen und Patienten so sicher, aber auch so angenehm wie möglich zu gestalten“, erklärt Anästhesistin und Chefärztin Dr. Elena Ribel. „Die bisherige strikte Nüchternheit über viele Stunden war medizinisch oft nicht mehr notwendig und kann sogar Risiken bergen. Wir merken, dass sich die Patientinnen und Patienten wohler fühlen, weniger gestresst sind und gestärkt in den Eingriff starten.“
Das neue Konzept ist klar strukturiert: Die Nüchternheitskarte wird schon beim Aufklärungsgespräch überreicht. So wissen auch Angehörige, was erlaubt ist, und können unterstützen. Alle Beteiligten – Pflege, OP-Management, Anästhesie und Ärztinnen und Ärzte – arbeiten eng zusammen, um den Ablauf sicher und transparent zu gestalten. Das wird auch von den neuen europäischen Leitlinien unterstützt, dieses Vorgehen als sicher bestätigen.
Für das Team der Diakonie Kliniken Hunsrück ist die Einführung ein bedeutender Schritt. „Wir freuen uns sehr, dass wir dieses patientenorientierte Konzept gemeinsam etabliert haben“, betont Pflegedirektorin Daria Joanna Ricke. „Es zeigt, wie moderne Medizin, Fürsorge und Teamarbeit Hand in Hand gehen – zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten.“
